Projekt

„Welt und Wissen auf der Bühne. Die Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit“ ist ein Kooperationsprojekt der Universität Kassel und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Es ist auf drei Jahre angelegt (April 2009 - März 2012) und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Ziel

Ziel des Projekts ist die Erschließung, Analyse und Digitalisierung der Theatrum-Literatur, eines zentralen Segments der frühneuzeitlichen, abendländischen Wissensliteratur. Hunderte von Titeln, die sich der räumlichen Theatermetapher zur Konstruktion, Modellierung und Kommunikation von Wissen bedienen, erschienen zwischen 1500 und 1800 in lateinischen und volkssprachlichen Ausgaben. Erforscht wird die komplexe Beziehung von Theater und Wissen, wie sie in der theatralen Textkultur der Frühen Neuzeit ausgeprägt erscheint. Im Zentrum des Interesses stehen Prozesse und Modi der Wissensorganisation und ‑disposition und ihre theatrale Inszenierung.

Bausteine

Das Projekt leistet einen zweifachen Beitrag zur kulturellen Überlieferung. Zum einen werden durch Digitalisierung wertvolle Buchbestände konserviert und verfügbar gemacht. Zum anderen wird ein zentraler Bereich der frühneuzeitlichen Wissensliteratur – die Theatrum-Literatur wissenschaftlich erschlossen. Das Projekt besteht aus fünf Bausteinen.

Quellendokumentation

Ziel ist eine möglichst vollständige Erfassung der bibliographisch nachweisbaren Theatrum-Literatur von 1500 bis 1800. Gelistet werden lateinische und volkssprachliche (deutsche, englische, französische, spanische, italienische, niederländische) Werke, die zumindest im Titel eine theatermetaphorische Semantik aufweisen: Theatrum, Theatre, Theater, Teatro, Schaubühne, Schauspiel, Schauplatz.

Repertorium

Das Repertorium erfasst etwa 200 ausgewählte lateinische und volkssprachliche Werke, die die Kriterien von Repräsentativität, Forschungsrelevanz und wissenschaftlicher Nachfrage erfüllen. Das Repertorium gibt Informationen zu Verfasserschaft, Publikationsgeschichte, Inhalt, Kontext, Klassifizierung, Rezeption sowie bibliographischen Nachweisen und Forschungsliteratur.

Quellendigitalisierung

Alle im Repertorium erfassten Theatra werden digitalisiert und mit strukturellen Metadaten erschlossen. Die Digitalisate werden in einer sukzessive in der Projektlaufzeit zu vervollständigenden Datenbank persistent verfügbar gemacht. Damit wird ein zentrales, bislang nicht erschlossenes Quellenkorpus zugänglich, das der interdisziplinären Forschungsdiskussion eine quantitativ und qualitativ verbesserte Grundlage gibt.
Zusätzlich zur Imagedigitalisierung wird die Volltexttranskription ausgewählter im Repertorium erfasster Theatra angestrebt. Durch die so geschaffenen Navigations- und Suchmöglichkeiten eröffnen sich neue, äußerst ergiebige Möglichkeiten eines optimalen wissenschaftlichen Textzugriffs.

Forschungs- und Kommunikationsportal

Das Forschungsportal bietet Analysen und Interpretationen des erfassten, klassifizierten und typologisierten Datenmaterials in kulturhistorischer Perspektive. Ziel ist eine netzbasierte interdisziplinäre Forschungsdiskussion. Sie wird geführt durch die Projektmitarbeiter/innen und -berater/innen, durch assoziierte Repertoriumsbeiträger/innen und Kooperationspartner/innen.
Veröffentlicht werden originäre Forschungsbeiträge, die im Rahmen des Projekts (Kolloquien, Workshops) entstehen. Bereits erschienene einschlägige und renommierte Forschungsbeiträge werden zweitverwertet.

Hypertext

Durch die Vernetzung von Quellen, Quellenerschließung und Forschung entsteht eine anspruchsvolle Infrastruktur des Forschungsfeldes Theatrum-Literatur, die Synergieeffekte ermöglicht. An die Stelle reiner Rezeption tritt aktive Kommunikation.

Innovation

Das Projekt ist experimentell angelegt. Es hat den Anspruch, Daten, ihre Erschließung und Analyse hypertextuell zu integrieren. Ermöglicht werden so innovative Zugänge zu disparat vorliegenden Materialien und Forschungsergebnissen. Damit hat das Projekt Modellfunktion für zukünftige Digitalisierungsvorhaben.

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